KNOCHENMARKPUNKTION reloaded

Blood samples

Knochenmarkpunktion reloaded
Im August 2015 habe ich einen Blogartikel mit dem Titel „Autsch“ veröffentlicht (http://blog4blood.de/autsch/#more-662). Der Artikel beschreibt mein Trauma gegenüber schmerzhaften Beckenkammpunktionen, derer inzwischen über 20 in nunmehr 11 Jahren MDS (Erkrankung: Myelodysplastisches Syndrom) und kritisiert die mangelnden Angebote bzw. die nicht vorhandene Bereitschaft von Unikliniken mich bzw. Patienten während dieser Prozedur zu sedieren.

Wohlgemerkt, es wäre (nur) eine Sedierung, vergleichbar mit Intensität und Dauer, die z.B. bei Magen- und Darmspiegelungen bei niedergelassenen Ärzten üblich ist. Grund für die Klinikpolitik ist der Rotstift, der diese Leistung in ambulanten Klinik-Abteilungen gestrichen hat. Überwachungsmonitore und -Personal, beides bei einer Sedierung vorgeschrieben, verursachen zu viele Kosten. Allerdings wird stattdessen eher von den Krankenhaus Ärzten verlautbart, dass eine Sedierung für den Patienten generell gefährlicher sei als die Schmerzen bei einer Punktion stark.
Ich bekam eine Menge Zuschriften zu „Autsch“, die meisten ungläubig fragend, warum ich mir das schon so lange antun lasse, nicht die Klinik wechsle oder mich nicht mit einer anderen Lösung durchsetze, andere schrieben im Brustton der Überzeugung, dass sie sich das nicht gefallen lassen und Krankenkassen und/oder Öffentlichkeit mit einbeziehen würden.
Gut, also die Klinik wechseln geht nicht, weil ich durch eine Medikamentenstudie dort gebunden bin und ich mir schon anhören musste, dass wenn ich mich nicht dort punktieren lasse, ich nicht in der Studie bleiben kann. Das hat mir das letzte Mal im Sommer noch Druck gemacht.
Ich hatte dort vor ein paar Tagen WIEDER eine Punktion – dieses Mal war es ein „besonderer Höllentrip“- , weil ich nicht nur einmal, sondern dreimal hintereinander an verschiedenen Stellen des Beckens punktiert wurde, heißt dreimal das komplette Schmerz-Packet. Freut euch auf einen weiteren kleinen Blogartikel dazu. Für die Experten unter euch sage ich schon mal: Punctio sicca ! DANACH habe ich mich ENDLICH durchgesetzt, unnachgiebig und hart, ohne laut zu werden. Ich bin ganz stolz auf mich: Für die nächste Punktion werde ich stationär aufgenommen und kann infolgedessen dann während der Punktion sediert werden. Merkwürdigerweise erhob sich nach der letzten Prozedur seitens der anwesenden Mediziner gar kein so großer Widerspruch. Man ist mir in meiner Argumentation ziemlich schnell gefolgt, wohl noch unter dem Eindruck meiner nach hallenden Schmerzensschreie.
Es hat jetzt 11 Jahre gedauert mein Anliegen wenigstens an einer Stelle durch zu kriegen. Viel früher hätte ich meiner Forderung schon Nachdruck verleihen müssen, genau so wie die Zuschriften zu „Autsch“ mir das nahe gelegt haben.
Als Patientenvertreterin würde ich mich gerne dafür einsetzen, dass bei Knochenmarkpunktionen Patienten generell eine Sedierung bekommen können, wenn sie wollen und dass dieses Recht auch in medizinische Richtlinien eingearbeitet wird. Gleichzeitig weiß ich, dass die Lobby-Situation dafür mager ist. Die meisten Ärzte halten eine Veränderung nicht für nötig und die meisten Patienten beißen die Zähne zusammen und lassen sich durch die „Gründe“ eine Sedierung zu verweigern einschüchtern - so wie ich die letzten 11 Jahre.