Nebenwirkungen

Ich kenne keine zwei Patienten mit Multiplem Myelom, deren Krankheitsverlauf einigermaßen identisch wäre.

Das ist natürlich auch für die behandelnden Ärzte immer wieder eine Herausforderung. Jedoch gibt es auch Patienten, die mitdenken und ihre Medikamentenerfahrungen sortieren können.
Nach zehn Jahren Myelomerfahrung mit zahlreichen Therapien einschließlich zweier autologer und einer allogenen Stammzelltransplantation, kann ich ganz individuell schon beurteilen, welcher Wirkstoff bei mir Erfolg verspricht und welcher nicht. Aussagen wie "die Studie hat gezeigt, dass x% der Patienten eine Verdoppelung ihrer Remissions-phase hatten" helfen mir in keiner Weise weiter. Aber Kliniken und Ärzte arbeiten anscheinend gern mit dem Gesetz der Masse.

Also bekam ich kürzlich einen Wirkstoff verpasst, der mir bereits in früheren Versionen viel Kummer bereitet hatte.
Von einer Stunde zur anderen spielte mein Herz verrückt und ich mutierte während der dreiwöchigen Behandlung zu einem Wrack, das sich nur mühsam vorwärts schleppen konnte. Die gefühlten hundert Nebenwirkungen kann man eigentlich niemandem vermitteln. Ich wusste, dass dies keine Bedingungen waren, unter denen ich weiterleben wollte.
Mit dem Bewußtsein, dass diese üble Therapie 10T € kostete, fragte ich mich oft, wofür dieses viele Geld denn eigentlich steht und ob es da nicht moralische Grenzen geben sollte. Ich weiß, das ist eine äußerst diffizile Frage.

Noch 17 Tage nach dieser Therapiephase ging es mir schlecht, die Laborergebnisse bestätigten schließlich die Unwirksamkeit dieser Behandlung. Wäre es nach mir gegangen, wäre mir diese Erfahrung erspart geblieben.