Von ehemalige Blogger
DREI GROßE FRAGEZEICHEN
Wenn man die Diagnose Krebs bekommt - so war es zumindest bei mir - bin ich von Anfang an davon ausgegangen, dass ich das hier durchstehe, den Krebs besiege und anschließend wieder meiner alten Arbeit wie gewohnt nachgehe. Die ersten beiden Vorhaben habe ich mit Bravour geleistet....das letzte jedoch leider nicht.
Die Langzeitfolgen der Therapie sind so gravierend, dass ich ca 1,5 Jahre nach Diagnose berentet wurde und Erwerbsunfähigkeitsrente in voller Höhe beziehe.
Aber auf den Punkt, auf den ich eigentlich eingehen möchte ist der, was kann der Arbeitgeber zur Genesung beitragen.
Gleich zu Beginn meiner Leukämie ging mein Mann zu meinem Arbeitgeber (übrigens einer der größten im Ort) und besprach mit meinem Chef, dass ich wohl für einige Zeit ausfallen werde. Es wurde ihm in die Hand versprochen, dass ich mir keine Gedanken zu machen brauchte und er meinen Arbeitsplatz erhält.
Auch wenn man erst mal viele andere Sorgen hat, war es doch enorm wichtig für mich, dies zu hören.
Schon ein paar Tage später stand eine Annonce in der Zeitung und meine Stelle wurde ausgeschrieben. Ich dachte mir, ok, bist lange weg (1 Jahr wurde mir schon prophezeit), deine Arbeit kann kein anderer in der Firma übernehmen....nur Vertretung, bis du wiederkommst. So hieß es auch auf meine Nachfragen.
Nach ca 1 1/4 Jahr wollte ich nach abgeschlossener Behandlung zurück in den Arbeitsprozess mit der sogenannten stundenweisen Wiedereingliederung.
Voller Freude ging ich den ersten Tag wieder zur Arbeit. Es bedeutete mir so unheimlich viel. Angekommen war mein Schreibtisch mit der "Vertretung" immer noch belegt, nicht mal ein Stuhl zum Setzen war da und Arbeit schon gar nicht.
Völlig aufgelöst ging ich zum Chef und machte meine Enttäuschung klar, vereinbarte einen zweiten Neustart für in 4 Wochen und ging tränenüberströmt wieder heim.
Auch nach dem zweiten Start fühlte ich mich in den nächsten Monaten nicht mehr wohl. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie mich nicht mehr wollen und so fiel ich in ein tiefes Loch.
Es wäre so wichtig für mich gewesen....aber leider versteht das ein Arbeitgeber, bei dem es um Geld, Zahlen und Gewinn geht, nicht.
Es trug nicht zu meinem weiteren Genesungsprozess bei, so dass ich im Einvernehmen aufhörte und das Arbeitsverhältnis beendete.
Mittlerweile konnte ich auch merken, dass ein Volltagsjob durch die Spätfolgen für mich nicht mehr möglich ist. Ich wurde von der Krankenkasse gedrängt, Rente zu beantragen.
Heute bin ich nach vielen weitern Hürden bei einem ganz lieben Arbeitgeber auf Minijobbasis, der viel Verständnis für mich und meine Vergangenheit hat. Ich fühle mich seit dem ausgeglichener, habe das Gefühl in der Gesellschaft wieder gebraucht zu werden und nicht aufs Abstellgleis gestellt worden zu sein, auch wenn ich Frührentner bin.
So habe ich beide Seiten kennengelernt, wie ein Arbeitgeber zur Genesung des Patienten beitragen kann.