Neue Medikamente für Myelompatienten

Jedes Mal, wenn ein neues Medikament das Licht des europäischen bzw.deutschen Arzneimittelmarktes erblickt, atmen wir Myelompatienten erst mal erleichtert durch und schöpfen neue Hoffnung. Ja, es ist ein wirkliches Fortschreiten der Behandlungsmöglichkeiten zu beobachten. Und wir dürfen froh sein, jetzt erkrankt zu sein und nicht vor 10 oder 20 Jahren. Wenn ich dies schreibe, fällt mir auf, dass ich vor 10 Jahren tatsächlich schon diagnostiziert war und meine erste autologe Stammzelltransplantation bekam.

Inzwischen habe ich zwei weitere Transplantationen und viele Redzidive mit vielen Chemotherapien erlebt. Immer wieder gab es Zeiten der Remission und der Erholung. Nun profitiere ich von einem neu zugelassenem Medikament, stelle aber fest, dass es ganz und gar nicht nebenwirkungsfrei ist und mein Körper immer mehr Verfallserscheinungen zeigt.
Meine Haut wirkt zwanzig Jahre älter, Mundschleimhautprobleme sind stets präsent, es zeigen sich an diversen Stellen heftige Einblutungen, weil die Thrombozyten immer wieder abfallen. An den Hauptbehandlungstagen schmerzt der Kiefer durch ununterbrochenes Gähnen und der begleitenden Mundsperre. Mein Geschmack und damit der Appetit gehen auf null, die Verdauung ist nachhaltig gestört. Vor allem aber bricht mein Kreislauf zusammen, der Blutdruck sinkt, der Puls steigt, das Vorhofflimmern ist heftig und zuweilen geht auch der Hb-Wert auf nicht mehr zu tolerierende Werte zurück.

Eigentlich kann man gar nicht alles aufzählen. Kurzum, ich spüre, dass nicht nur die Myelomzellen durch den Wirkstoff tangiert werden, sondern auch alle gesunde Zellen. Wie lange wird mein Körper das überstehen?
An meinen schlechten Tagen wünsche ich mir, dass dies alles ein baldiges Ende haben sollte.

Was ist ein lebenswertes Leben?