Von Lara Kurz
Krebs, das ist eine Erkrankung des Alterns. Im Zweifelsfall kennt jeder eine Oma, einen älteren Onkel, die/der schon mal eine bösartige Erkrankung hatte, oder leider sogar daran gestorben ist. Aber besonders eine Form dieser heimtückischen Krankheit betrifft einen Teil der Bevölkerung, der damit in der Öffentlichkeit nie in Verbindung gebracht wird.
Azubi´s, Studenten, junge Müttern, Gesellen,… kurz um. Junge Erwachsene. Blutkrebs hat hier sein potentielles liebstes Feld an Opfern gefunden. So scheint es mir manchmal, wenn ich den Blick in die Ambulanz werfe. Zugegeben, wir sind nicht die große Maße, vermutlich sind es so zwischen 4000-6000 Neuerkrankungen zwischen 18 und 35 Jahren.
Es ist immer schlimm, wenn eine Erkrankung einen aus dem Alltag reißt. Aus dem gefestigten Leben, was man sich über Jahre mühevoll aufgebaut hat. Aber umso schlimmer ist es für junge Menschen, die gerade erst im Begriff sind, sich dieses aufzubauen.
Ich habe es selbst erlebt. Mich traf es in der Ausbildung. Es warf mich um zwei Jahre zurück. Von Wegbegleitern und Freunden mit ähnlichem Schicksal weiß ich, dass es noch viel gravierender sein kann. Die erste eigene Wohnung, die erste ernste Beziehung, ja sogar die Kinderplanung? Das alles wird mit einer „Es tut mir leid, ihnen mitteilen zu müssen…“ Nachricht zu nicht gemacht!
Und da hilft es auch nicht immer, solche pseudo-aufmunternden Sätze zu hören: „ Seien, sie froh, dass Sie so jung und fit sind. Sie vertragen die Chemo so gut…!“. Oftmals ist ein Krebs, der junge Menschen befällt, noch aggressiver. Das bedeutet, es muss eine noch aggressivere Therapie angewendet werden. Danach steht das Leben auf dem Kopf.
Und wie werden diese Menschen nach der Therapie aufgefangen? Meistens gar nicht!...
In Deutschland verfügen wir über ein wirklich gut ausgebautes Netz an Rehabilitationskliniken. Darunter sind auch wirklich hervorragende onkologische Kliniken. Mir wurde eine solche Klinik auch nach der Stammzelltransplantation angeboten. Nach einem Blick in die Broschüre war mir sofort klar… NEIN! Garantiert nicht!
Auf dem Bild sieht man ältere Menschen in gemütlicher Runde Karten spielen, lustige Sing-Abende veranstalten und ein wenig Stuhl-Gymnastik mit einem Gummiband machen. Alles das, was ich meiner Oma für einen guten Reha-Aufenthalt wünsche würde, kam für mich überhaupt nicht in Frage.
Die ganze Erkrankung ist schon überhaupt nicht altersgerecht. Solch eine Reha noch weniger.
Zum Glück hatte ich eine ambitionierte Sozialarbeiterin, die sich weiter informieren wollte, welche Möglichkeiten es für junge Menschen gibt. Und siehe da! Die gibt es, das Wissen darum scheint nur manchmal das alleinige Problem zu sein!
Unter dem Begriff JER / Junge Erwachsenen Reha findet man im Netz bereits schnell zahlreiche Informationen.
Ich war bereits zweimal in der Reha. Mittlerweile kann ich sagen, dass besonders das letzte Mal im Schwarzwald zu den wichtigsten vier Wochen meines Lebens zählt.
Es hat geholfen. Nicht nur zu überleben, sondern mit dem Krebs zu leben.
Es hat mich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch enorm aufgebaut, mir geholfen neuen Mut und Kraft zu schöpfen. Ganz im Sinne der Bedeutung von Reha (Wiederherstellung). In einer Gruppe mit Gleichaltrigen konnte man über seine Gefühle sprechen, über die Lebenslage, über Ausbildung, Geld und Familie, Familienplanung… Man konnte zusammen Sport machen, tolle Ausflüge erleben. Und besonders der Austausch mit anderen jungen Erkrankten … Das war von unermesslichem Wert für mich.
Ich hoffe, dass dieses Konzept einer altersgerechten Reha immer besser bekannt wird. Je größer die Nachfrage, desto mehr Plätze können dafür geschaffen werden. Und desto größer wird die Bekanntheit, dass es solche Einrichtungen überhaupt gibt. So wie ich waren nämlich erschreckend viele Mitpatienten in der Reha „nur durch Zufall“ darauf aufmerksam geworden.