Von anonym
Es freut mich als Admin des Blogs immer wieder zu lesen, dass es so tolle hilfsbereite Menschen gibt, die Knochenmark oder Stammzellen für Kranke spenden. Dieser Bericht eines 36jährigen Knochenmarkspenders hat mich wieder besonders beeindruckt:
28. April 2014. Dieses Datum werde ich sicherlich mein gesamtes Leben lang nicht vergessen. Das war der Tag an dem ich in der Heinrich-Heine Universität auf dem Operationstisch lag und mir ein paar Löcher in die Hüfte habe bohren lassen um vielleicht einem anderen Menschen das Leben zu retten. Und bevor dies hier nun ein ewig langer Text wird, möchte ich Dir, lieber Empfänger, nochmals von Herzen alles Gute und viel Glück wünschen.
Aber zurück zum Anfang. Begonnen hat meine "Karriere" bei der DKMS auf einer Spendenveranstaltung in Neuss, Anfang der 90er Jahre. Ein kleines Mädchen, soweit ich das recht in Erinnerung habe, war an Leukämie erkrankt. Daraufhin hat man wohl eine Typisierungsaktion im BBZ Hammfelddamm gestartet. Ich war damals zufällig in der Nähe und mit meiner Freundin spazieren und wir hielten es für cool uns das mal anzusehen. Aus dem einfachen ansehen wurde dann recht schnell ein aktives mitmachen, wir ließen uns also beide typisieren. Damals passierte das noch durch eine Blutabnahme, heute ist das ja augenscheinlich wesentlich einfacher. Irgendwann bekam ich dann von meiner Krankenkasse einen Brief und eine Pappkarte mit meinen Daten drauf zugeschickt. Dann war jahrelang Ruhe und die Typisierung geriet nach und nach in Vergessenheit. Was damals aus dem Mädchen geworden ist, weiß ich leider nicht mehr. Vielleicht habe ich es auch verdrängt.
Anfang 2000 meldete sich dann zum ersten mal die Uni Düsseldorf bei mir und bat mich für weitere Untersuchungen zu ihnen zu kommen. Gesagt, getan. Danach habe ich leider nie wieder etwas von ihnen gehört - bis Anfang 2014 Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt wurde um mich ausfindig zu machen. Mittlerweile war ich etliche Male umgezogen, hatte meine Telefonnummern mehrfach gewechselt und war eigentlich vom Erdboden verschluckt - wenn nicht ein Mitarbeiter auf die Idee gekommen wäre sich bei meinen Eltern zu melden. Die haben mich dann umgehend angerufen, sodass ich mich in der Knochenmarkspender-Zentrale melden konnte. Da ich ja Anfang 2000 bereits ziemlich weit aufgeschlüsselt worden bin, kamen meine Werte wohl sehr nahe an das ran was für einen Empfänger nötig gewesen wäre, so die Worte des Mitarbeiters. Also wurde recht schnell ein Termin ausgemacht und erneut Blut abgenommen für die weiteren Untersuchungen. Dann war wieder Funkstille. Ich dachte schon das ich nicht in Frage kommen würde, aber ich hatte mich getäuscht und wurde erneut zu einem Gespräch gebeten. Hier kristallisierte sich dann heraus, das ich ein geeigneter Spender wäre - für Knochenmark. Knochenmark? War das nicht mit einem schmerzhaften Eingriff verbunden? Und was war mit der Spende aus dem Blut? Das waren so die ersten Fragen, die ich mir selber stellte. Und auf die ich relativ schnell eine Antwort bekommen sollte. Der Empfänger hatte wohl eine sehr seltene und schwere Form von Leukämie, gepaart mit aplastischer Anämie, was eine Spende aus dem Blutkreislauf kategorisch ausschließen würde. Deshalb also Knochenmark. Mir wurde die Vorgehensweise erklärt und die potentiellen Nebenwirkungen der Operation erörtert. Anschließend wurde ich gefragt ob ich noch immer spenden wolle... und was soll ich sagen? Ich wollte. Ich hatte keinerlei Bedenken, dachte mir immer nur: "Du kannst jemandem das Leben retten! Du bist kein Held, rennst nicht in brennende Häuser und rettest kleine Kinder und Katzenbabys. Das ist Deine Chance jemandem zu helfen!"
Das der Empfänger quasi mein Immunsystem bekommen würde, war mir zu der Zeit noch nicht klar. Deshalb, solltest Du das hier jemals lesen: Sicherlich hast Du schon gemerkt das Du jetzt jedem Schnupfen hinterher läufst. Tut mir leid, aber leg Dein Geld vielleicht in Aktien von Tempo an.
Meine Entscheidung stand also fest. Ich würde spenden. Sofern ich mal keinen Schnupfen haben würde... und dann, nach etlichen Wochen, konnte ich spenden.
Es war der 28. April.
Tobi (Teil II folgt in einer Woche)